Training und Coaching für Rhetorik und Kommunikation

Kommunikation

Kommunikationstheoretisches

Drei Aspekte aus dem weiten Feld der Kommunikationstheorie fliessen aus unserer Sicht in die Rhetorik ein:

1
Die "Themenzentrierte Interaktion" von Ruth Cohn

2
Das vierte kommunikationstheoretische Axiom von Paul Watzlawick: "Kommunikation verfügt über digitale und analoge Modalitäten."

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Das zweite kommunikationstheoretische Axiom von Paul Watzlawick: "Kommunikation verfügt über einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt."

 

Vom TZI-Dreick zum Rhetorik-Dreieck

TZI (Themenzentrierte Interaktion von Ruth Cohn) ist ein Handlungskonzept, das auf effektives Kommunizieren in Gruppen abzielt wie zum Beispiel in Sitzungen oder Projektteambesprechungen.

Vier-Faktoren-Modell und dynamische Balance

Jede Gruppe ist durch vier Faktoren bestimmt:
die Person, das Individuum (Ich);
die Gruppe, die Gruppeninteraktion (Wir);
die Aufgabe, das Thema (Es);
das Umfeld, die Situation (Globe).

Die Anerkennung und Förderung der Gleichgewichtigkeit der Ich-Wir-Es-Faktoren im Umfeld ist die Basis gelingender Kommunikation.

TZI-Dreieck

Aufgabe der Gesprächsleitung ist es, auf die "dynamische Balance" () der vier Faktoren zu achten.

Mehr zum TZI und Ruth Cohn

 

Rhetorik-Dreieck

Die eher monolgische Redesituation unterscheidet sich von einer dialogischen Gesprächsrunde. Das zeigt sich denn auch im Rhetorik-Dreieck. Auch die Rede ist von vier Faktoren bestimmt:
die Rednerin, der Redner (Ich);
das Publikum (Ihr);
das Thema, der Inhalt (Es);
die Situation, das Umfeld  (Situation).

Rhetorik-Dreieck

Meine Aufgabe als Redner ist es, auf die "dynamische Balance" () der vier Faktoren zu achten. Das heisst, dass alle vier immer wieder explizit angesprochen in meiner Rede vorkommen.

Rhetorik-Dreieck Sprachwahl

Mehr dazu im Abschnitt Persönliche, bildhafte und konkrete Sprache

 

Digitale und analoge Modalitäten

Watzlawicks viertes Axiom (Grundannahme) ist für die Rhetorik von besonderer Bedeutung, da es darstellt, wie die Wirkfaktoren einer Rede funktionieren und zusammenwirken.

Es lautet: "Menschliche Kommunikation bedient sich digitaler und analoger Modalitäten.
Digitale Kommunikationen haben eine komplexe und vielseitige logische Syntax aber eine auf dem Gebiet der Beziehungen unzulängliche Semantik.
Analoge Kommunikationen hingegen besitzen dieses semantische Potential, ermangeln aber die für eindeutige Kommunikation erforderliche logische Syntax".

Mit digitaler Kommunikation ist die Sprache gemeint, also die verbalen Ausdrucksmittel. Menschliche Sprache ist ein eigentliches Code-System, das es uns erlaubt, Gedanken, Bedeutungen, Ideen transportierbar zu machen.



Wenn ich bespielsweise über ein Haus sprechen möchte, verwende ich im Deutschen die Lautfolge h+a+u+s, im Italienischen Lautfolge k+a+s+a. Wenn ich darüber schreiben möchte, verwende ich im Deutschen die Buchstabenreihe H+A+U+S, im Italienischen die Buchstabenreihe C+A+S+A.
Lautfolgen und Buchstabenreihen haben mit dem gemeinten Gegenstand direkt nichts zu tun. Sie sind Codes, die in einer Sprachgemeinschaft einem Gegenstand konventionell zugeordnet sind.

Wenn ich solche Sprachcodes höre oder lese, muss ich ihnen eine Bedeutung zuordnen. Je weniger geläufig mir ein Wort ist, umso länger brauche ich für diese Bedeutungszuordnung.

Mit analoger Kommunikation sind die nichtverbalen Ausdrucksmittel gemeint, also die Ausdrucksmittel die nicht codiert sind. Dies sind Stimme und Sprechen, also die paraverbalen Ausdrucksmittel, und Körpersprache, also die nonverbalen Ausdrucksmittel. Mit analoger Kommunikation vermittle ich Emotionales wie Freude, Interesse, Faszination, Zweifel, Unsicherheit.
Wir verstehen analoge Kommunikation unmittelbar über ein Wiedererkennen. Eine bestimmte Mimik oder eine bestimmte Stimmführung ruft bei mir die emotionale Erinnerung an Empfundenes ab, zum Beispiel Ekel (Mimik) oder Befehlston (Stimme).

 

Inhalts- und Beziehungsaspekt

Watzlawicks zweites Axiom (Grundannahme) ist für die Kommunikation von grundlegender Bedeutung, da es darstellt, wie Emotionales in einer Kommunikation auf die besprochenen Inhalte einwirkt.

Es lautet: "Jede Kommunikation hat einen Inhalts- und einen Beziehungsaspekt, derart, dass letzterer den ersteren bestimmt und daher eine Metakommunikation ist."

Mit dem Inhaltsaspekt sind die Inhalte einer Rede gemeint. Der Inhaltsaspekt bedient sich der digitalen Kommunikation.

Der Beziehungsaspekt als Metakommunikation (Kommunikation über Kommunikation) kommentiert, wie der Inhalt zu verstehen ist. Der Beziehungsaspekt bedient sich vorwiegend der analogen Kommunikation. In der Redesituation vermittelt er die Beziehung der Rednerin / des Redners zu seinem Publikum, zu seinem Inhalt und zur Redesituation.

Beziehungsaspekt in der Rede

Der Beziehungsaspekt drückt also meine emotionale Beziehung zum Thema aus: Faszination, Routine, müssige Pflichtübung;
zur Situation: Genuss, Prüfung, Überforderung;
zum Publikum: wir sind im Austausch, sie sind eine Bedrohung, ich spreche an eine Wand, unterstützende Reaktionen.

Irritation in der Kommunikation entsteht, wenn der Beziehungsaspekt etwas vermittelt, das im Widerspruch zum Inhaltsaspekt steht. Wenn ich beispielsweise eine Reisedestination in Worten anpreise, dabei paraverbal und nonverbal Signale der gelangweilten Routine vermittle. In diesem Fall wird mir mein Publikum das Lob der Destination nicht abnehmen.

Mehr zu Watzlawicks Axiomen