Vorbereiten
Das Publikum ist das Ziel
Das Wichtigste an einer Rede ist das Publikum. Ohne Publikum macht eine Rede keinen Sinn. Nicht die Rednerin, der Redner soll etwas Neues hören, einen Zusammenhang verstehen, eine Einsicht gewinnen, sondern das Publikum soll das.
Deshalb sind Ihre inhaltlichen Ziele nicht nur von Ihrem persönlichen inhaltlichen Interesse abhängig, sondern in besonderem Masse von dem Ihres Publikums.
Gehen Sie bei der Vorbereitung vom Nutzen aus, den das Publikum aus Ihrem Auftritt ziehen soll. Das zwingt Sie zu einem Perspektivenwechsel: Zunächst werfen Sie Ihren Expertenblick auf das Material, um sich einen groben Überblick zu gewinnen. Dann setzen die "Publikumsbrille" auf. Durch diese versuchen Sie zu sehen, was für Ihr Publikum jetzt wichtig ist.
Nicht alles, was für Sie als Experte im Moment von zentraler Bedeutung ist, ist auch für das Publikum wichtig. Für Ihre Rede ist das Interesse des Publikums ausschlaggebend.
Beginnen Sie Ihre Vorbereitung mit der Publikumsanalyse:
Wer ist mein Publikum und wie setzt es sich zusammen?
Welches Vorwissen bringt mein Publikum mit?
Welche Erfahrungen hat mein Publikum im Zusammenhang mit meinem Thema bereits gemacht?
Was ist für mein Publikum neu, interessant, wichtig?
Was brauchen diese Menschen?
Passen Sie Ihre Wortwahl dem Publikum an. Verwenden Sie Fachsprache, wenn Sie vor einem Fachpublikum stehen. Meiden Sie Fachbegriffe, die Ihr Publikum wahrscheinlich nicht kennt und nicht benötigt, ihm also nichts nützt.
Wählen Sie einen Sprachstil, der dem Publikum, dem Anlass und der Situation gerecht wird.
Vollständigkeit ist die Tugend der Nachschlagewerke
Ihre Rede ist kein Lexikon. Ihre Rede kann nicht umfassend sein. Sie haben nie genügend Zeit, um all Ihr Fachwissen auszubreiten.
Entscheiden Sie sich für eine Hauptaussage / Take Home Message, die das Publikum ansprechen soll und die für das Publikum wirklich nützlich ist.
Wählen Sie dann die drei bis höchstens fünf wichtigsten Aspekte Ihres Themas. Das ergibt die Kapitel Ihrer Rede. Jedes Kapitel hat wiederum eine Kernaussage. Diese Kernaussagen können Sie aus untergeordenten Teilaspekten herleiten.
Auf diese Weise können Sie auch längere Präsentationen oder Reden hierarchisieren. Ihre Rede wird spezifisch und inhaltlich gewichtet.
Schritt für Schritt durch Ihre Gedankenlandschaft
Wirksame Rhetorik bietet dem Publikum gangbare Wege.
Unsere Gedanken sind mehrdimensional verknüpft. Benenne ich einen zentralen Gedanken, möchten verschiedenste verknüpfte Gedanken auch genannt werden. Vielleicht kennen Sie das Gefühl, alles aufs Mal sagen zu wollen. Und die Erfahrung, dass das nicht geht.
Ihre Aufgabe ist es also, einen Weg durch diese mehrdimensionale Gedankenlandschaft zu legen. Die Grafik oben nennt die Hauptaussage X im Einstieg und im Schluss (geschlossene Struktur).
Bevor Sie mit der Gliederung Ihrer Rede beginnen:
Formulieren Sie Ihre inhaltlichen Absichten in einigen wenigen Sätzen. Das kann dann zum Beispiel so klingen:
"Ich möchte meinem Publikum sagen, dass ..X... . Das lege ich dar, indem ich auf ..A.. und ..B.. hinweise. Um dies noch zu verdeutlichen, erkläre ich ..C.. (Zusammenhänge, Funktionsweise, Abhängigkeiten, Chancen usw.). Den Abschluss bilden eine knappe Zusammenfassung und der Verweis darauf, dass wirklich ..X.."
Strukturieren - einen Weg planen
Die Struktur einer Rede stellt (bildhaft gesprochen) den Weg dar, den Sie zusammen mit Ihrem Publikum gedanklich gehen. Ihr Publikum ist eher bereit, Ihnen auf diesem Weg zu folgen, wenn er leicht gangbar, interessant und in der Abfolge der Schritte spannend und vielleicht sogar überraschend ist.
Die Strukturierung einer Rede gliedert einen Inhalt in seine thematischen Teilaspekte und gewichtet sie.
Die Strukturierung hilft,
– einen komplexen Inhalt kommunizierbar zu machen.
– Gedankenschritte für das Publikum (aber auch für Sie selbst!) nachvollziehbar zu gestalten.
– inhaltliche Aspekte hervorzuheben.
Standard-Gliederung
Eine strukturierte Rede ist in Einleitung, Hauptteil und Schluss gegliedert. Jeder dieser Teile hat eine spezifische Funktion:
Die Einleitung
begrüsst das Publikum, nennt das Thema / die Fragestellung, weckt Neugierde und nennt evtl. die Hauptaussage.
Der Hauptteil
kann aus mehreren Kapiteln bestehen, die in sich ebenfalls strukturiert sind.
Er verdeutlicht Teilaspekte, macht Gedankengänge nachvollziehbar, legt dar, illustriert, erzählt und argumentiert.
Schluss
fasst zusammen, folgert, nennt die Hauptaussage und pointiert.
Dem Schluss kommt besondere Bedeutung zu, weil er am ehesten in Erinnerung bleibt.
Diese Standard-Gliederung lässt sich ausbauen und differenzieren - je nach Thema, Anlass, Absicht und Publikum.
Mehr zur Gliederung
Gedanken in Sprache giessen
Ihr Publikum muss Ihre Worte und Sätze während des Hörens verstehen. Es kann nicht wie beim Lesen zurückblättern. Das heisst: einfache Sprache, kurze Sätze, bildhafte Wortwahl, Beispiele, erzählende Elemente.
Mehr zur Sprache
Reden brauchen Räume
Wenn Sie den Ort Ihrer Rede nicht kennen, lernen Sie ihn früh genug kennen.
Infrastruktur
Klären Sie frühzeitig ab, was an technischer Infrastruktur zur Verfügung steht. Testen Sie die Technik früh genug, damit Reparaturen oder Ersatzgeräte bereit gestellt werden können.
Ihr Raum
Eignen Sie sich den Raum an. Durchqueren Sie mehrfach den Raum und sprechen Sie immer wieder laut Standardsätze. So wird der Raum zu Ihrem Raum.
Das Publikum ist willkommen
Seien Sie im vollständig eingerichteten Raum, bevor das Publikum eintrifft. Sie können dann das Publikum in Ihrem Raum begrüssen, vielleicht sogar mit Handschlag.